Ein Portrait sollte ich schreiben, über Monty Roberts. Für ein Pferdemagazin. Für die Zielgruppe, die ihm oft Kritik entgegenbringt und den Wert seiner Arbeit mit Problempferden kleinredet.
Im Artikel wollte ich versuchen zu erklären, was eigentlich die Quintessenz dieser Arbeit ist. Dass diese „Problempferde“ meist traumatisiert sind und Montys Join-Up so etwas wie eine Therapie. Und so kam ich auf die Parallele zur Arbeit des Therapeuten Dr. Peter A. Levine, Trauma-Experte und „Erfinder“ von Somatic Experiencing. So habe ich es damals formuliert:
Die sogenannten Problempferde haben meist ein Schlüsselerlebnis hinter sich, mit dem das Problem begann. Seitdem haben sie Angst und daraus ist ein Verhaltensmuster entstanden, mit dem sich das Pferd schützt, vor Reitern, vor furchterregenden Situationen, vor Pferdehängern oder was auch immer. Manche fliehen, manche kämpfen, manche erstarren. Dieser „Notfallmechanismus“, wie es der Wissenschaftler Dr. Peter A. Levine nennt, kann andauern und chronisch werden. Dann spricht man von einem Trauma, einer psychischen Verletzung, die durch Furcht und Hilflosigkeit entstanden ist. Aus Dr. Levines Forschungen ist eine Traumatherapie für Menschen entstanden, die auf dem evolutionären Verhalten von Fluchttieren basiert: fight – flight – freeze; kämpfen, fliehen, erstarren.
Das zentrale Element von Dr. Levines Therapie ist es, den Klienten in Bewegung zu bringen. Der Fluchtreflex, der bei einem Unfall z.B. nicht ausgelebt werden kann, wird nachgeholt. Genau so arbeitet Monty Roberts im Join-Up. Er gibt dem Pferd die Möglichkeit zu fliehen, in einem Roundpen unter Anleitung des Trainers. Genauso wie ein Klient in der Praxis des Psychologen durch seine Traumatherapie geht. Durch einen Prozess hindurchzugehen - wohldosiert statt eskaliert - um danach lernen zu können, so arbeiten moderne Therapien. Vielleicht sind die Therapien für traumatisierte Menschen und traumatisierte Pferde gar nicht weit voneinander entfernt.


Daraufhin haben sich die beiden Trauma-Spezialisten, der für Menschen und der für Pferde, persönlich kennengelernt und sich über die Parallelen ihrer Arbeit ausgetauscht. Ich hingegen wollte unbedingt einen Horse Sense & Healing Workshop live erleben und machte mich auf die Reise nach Kalifornien. Im Jahr darauf gleich nochmal. Und so wurde aus diesem Hirngespinnst, dem Gedanken, dass wir das in Deutschland auch brauchen könnten, ein konkretes Vorhaben. Zum großen Glück ist Monty Roberts zertifizierte Instruktorin Denise Heinlein hier in Süddeutschland in meiner Nähe und wir haben einen Plan gemacht: Denise kümmert sich um Pferde und Location, ich um Teilnehmer und Organisation. Es war ein steiniger Weg in vielerlei Hinsicht. Doch wir haben es geschafft … und wir machen weiter …