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Das Erbe des Pferdeflüsterers

Das Erbe des Pferdeflüsterers
Magazin Piaffe 2/2016

Monty Roberts spricht über seine Ziele und seine Kritiker, über seine Arbeit mit Traumata bei Pferden und Menschen und seinen Wunsch für die Zukunft.

81 Jahre ist er mittlerweile alt. Und noch immer auf Tour. Diesmal in der ausverkauften Halle auf dem Haupt- und Landesgestüt Schwaiganger in Bayern. Professionell anmoderiert und von einer Fanfare begleitet betritt Monty Roberts den Roundpen – seine Bühne. Seit 28 Jahren macht er Shows wie diese. Ich finde, es hat sich eigentlich nicht viel verändert zu der ersten Show, die ich gesehen habe: 2002 in München, die mit dem berüchtigten Umbrella- Horse, das panische Angst vor Regenschirmen hatte. Zwischenzeitlich ist Regenschirm-Schrecktraining sogar Bestandteil der GHP.

„Die Arbeit mit den Pferden hat sich enorm verändert in den letzten 30 Jahren“, sagt hingegen Katrin Junker, Instuktorin aus Montys Team. „Züchtungen, Reitweisen, Therapien, Horsemanship und wissenschaftliche Studien beeinflussen und bereichern heute Arbeit mit Pferden.“ Und trotzdem scheinen sich die Probleme nicht zu verändern. In Monty Roberts‘ Demonstrationen gibt es seit Jahrzehnten immer „Starter“, „Spooky“ und „Non-Loader“, also Pferde, die noch keinen Sattel und Reiter kennen, Pferde, die sich vor etwas fürchten und Pferde, die sich nicht verladen lassen.

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Was bringt Pferdebesitzer dazu, ihr Pferd für eine Show anzumelden? Immer wenn sogenannte „Problempferde“ gesucht werden, egal ob für Shows von Monty Roberts oder anderen, für Vorführungen auf der Equitana oder für Demo-Tage in Reitställen, früher oder später erfolgt der Aufschrei. „Wie kann man nur!?!“ Wie kann man sein Pferd nur diesem Stress aussetzen; wie kann man es oder sich nur so zur Schau stellen; warum macht man nicht selber zu Hause einfach gute Pferdearbeit? Ich habe in all den Jahren viele dieser „Problempferde“-Besitzer gesehen, gehört und gesprochen und ich habe die Verzweiflung in ihren Geschichten gespürt. Es ist nicht so, dass sie es sich leicht machen wollen oder ein kostenloses Training ergattern oder selbst im Rampenlicht stehen. Vielmehr sind es Geschichten von Mensch-Tier-Beziehungen, die harmonisch angefangen haben, dann kam ein Problem – plötzlich oder schleichend – und hat ein solches Ausmaß angenommen, dass die meisten dieser Besitzer nach einer Odyssee von Tipps, Trainern und Therapeuten nun in einer Veranstaltung ihr Pferd vorstellen und es ihnen egal ist, wie viele Menschen zuschauen. Oft sagen sie, dies ist die letzte Chance, für sie, für das Pferd oder für beide. Sieht man sich diese Pferde und ihre Probleme dann objektiv an, muss man in der Regel erkennen, dass weder versierte Kappzaum-Arbeit noch geübtes Seilschwingen ausreichen werden, um ein solches Pferd reitbar, handhabbar oder verladbar zu machen. Technik alleine reicht nicht aus, genauso wenig wie Streicheleinheiten oder Leckerlis. Es geht um etwas anderes.

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Du hast es gut bei mir. Ein besonderer Workshop mit Frederic Pignon

Du hast es gut bei mir
Magazin Piaffe 1/2016

Ein kaltes und nebliges Oktoberwochenende in Süddeutschland und trotzdem finden sich fast 100 Besucher in den Oliveira Stabes in Waal ein. Ausgerüstet mit dicken Jacken und Decken breiten sie sich aus und richten sich darauf ein, aufmerksam und hochkonzentriert aufzusaugen was und wer da kommt: Frederic Pignon.

Pferde sind nicht nur sein Beruf sondern seine Berufung. Pferdekünstler, am Boden und auch auf dem Pferd, seine Freiheitsdressur und seine einzigartige Fähigkeit, sich in die Herzen und Gedanken der Pferde hineinzuversetzen, genauso wie die Shows CAVALIA und EQI mit wunderschönen Mischungen aus Musik, Freiarbeit, waghalsigen Aktionen und witzigen Bildern sind sein Spezialgebiet. Nun wird er hier sieben Teilnehmern bei ihrer Arbeit mit ihren Pferden helfen.

Den mutigen Anfang machen Marina Trini und der 15 Jahre alte Friesenwallach Ysbrand, genannt Knödel. Bereits beim Hereinführen stellt Frederic fest, dass keine wirkliche Verbindung zwischen Mensch und Pferd besteht. Knödel gehorcht zwar, möchte aber eigentlich lieber weg, fliehen; er wiehert und antwortet draussen wiehernden Artgenossen. Der Mensch am anderen Ende des Seiles interessiert ihn nur manchmal, nebenbei. Marina hat viele Tipps und gut gemeinte Ratschläge dazu bekommen, die im Endeffekt alle lauten: „Du musst das Pferd unterwerfen. Dominieren. Ihm zeigen wer der Chef ist. Strenger sein. Ungewolltes Verhalten bestrafen.“ Weil das einerseits nicht geklappt hat und sie andererseits auch irgendwie weiß, dass das nicht die Lösung sein kann, ist sie jetzt hier bei Frederic Pignon im Workshop. „Du hast die Wahl“, sagt der ihr, „die Wahl zwischen Unterwerfung oder Verbindung“ und dass es hier jetzt um Verbindung geht ist ganz klar. Dass auch da einige Regeln aufgestellt werden müssen, ist keine Frage. Das Pferd muss den persönlichen Raum des Menschen respektieren und einhalten, darf nicht rempeln, drohen oder beißen. Das sind grundlegende Normen im Zusammensein – egal ob mit Pferd oder Mensch, das ist keine Unterwerfung.

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The Beauty of Balance – Internationaler Workshop im Sparreholms Hästcenter, Schweden

The Beauty of Balance
Magazin Piaffe 2/2015

Balance begleitet uns in vielen Bereichen, nicht nur beim Reiten. Die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben, die innere Balance oder die vielzitierte Work-life-Balance – Balance ist ein Teil unseres Lebens. Und gerade beim Reiten ist Balance erlementar, darum ist sie das Thema des diesjährigen Internationalen Workshop auf Schloss Sparreholm in Schweden.

Doch so logisch es auch klingt, dass Pferd und Reiter in Balance sein muessen, so grundlegend ist es auch dass zuvor jeder von beiden seine eigen Balance gefunden haben muss, sowohl Pferd als auch Reiter. Fuer den Reiter, den Menschen heisst das, dass er sowohl seine körperliche als auch seine geistigen Balance finden muss. Ist der Reiter nicht in Balance, klappt das mit dem Reiten nicht, das hat jeder mehr oder weniger schon erlebt.

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Die Balance fuer sich selbst, fuer sein Pferd und fuer beide gemeinsam zu finden ist die Herausforderung, der man sich nach diesem Input gerne stellen mag. Manchmal, so sagt Manuel Jorge de Oliveira, ist es auch ”the balance with the animal inside”. Ob er damit das erfolgsuchende Ego oder den inneren Schweinehund meint, weiss ich nicht so genau – aber vielleicht ist das auch sehr individuell zu beantworten.

Eingebettet in die herrliche Schwedische Landschaft und umrahmt von dem besonderen Charme von Schloss Sparreholm, ergänzt durch die unglaublich leckeren Menues der Schlosskueche und den herrlichen Gästezimmern ist dieser Internationale Workshop jedes Jahr ein Highlight.

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