Tag Archiv: pferde

Können Pferde wirklich heilen?

Können Pferde wirklich heilen?
Piaffe 2/2018
Was Pferde für Körper oder Geist bewirken können und wie pferdegestützte Therapien wirken

Reiten ist gesund, verbessert die Haltung, stärkt den Rücken und das Gleichgewicht. Aber können Menschen durch eine Therapie mit Pferden kuriert werden? Oder sind sogar die Pferde selbst die Therapeuten? Dass der Umgang mit Pferden heilende Wirkung für körperliche und seelische Leiden hat, beschreib schon Winston S. Churchill: „There is something about the outside of a horse that is good for the inside of a man.“ Was genau es damit auf sich hat, können Statistiken und klinische Studien schwer erfassen. „Na, gehst du wieder Pferde streicheln?“, muss sich mancher Patient fragen lassen, der eine Therapie mit Pferden besucht.

  • Reiten ist gesund
  • Hippotherapie
  • Anforderungen an das Pferd
  • Heilpädagogisches Reiten
  • Psychotherapeutisches Reiten
  • Die heilende Sprache der Pferde
  • Stiller Kamerad
  • Horse Sense and Healing
  • Therapeut auf vier Hufen?

Wer heilt hat recht, heißt es üblicherweise, wenn sich etwas nicht erklären lässt. Statistiken, klinische Studien, Forschung und Wissenschaft arbeiten daran, nachzuweisen, dass Pferde verschiedenste Heilungsprozesse unterstützen können. Widerlegt hat es bisher noch keiner. Mangelnde Beweise für die Wirksamkeit können auf das Fehlen einer einheitlichen Terminologie der Behandlungsansätze zurückzuführen sein, kritisiert Professor Michael Anestis, der eine Studie über den Einsatz pferdegestützter Therapien im Jahr 2014 leitete. Etliche Angebote vermischen Beschreibungen und Wirkungsweisen unterschiedlicher Ansätze. Dies erschwert nicht nur die Beweisbarkeit, sondern auch die Verhandlungen mit Krankenkassen und Geldgebern. Währenddessen stehen die vierbeinigen Heiler draußen auf der Weide und warten auf den nächsten Patienten.

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Die Gretchenfrage: Wie hältst Du’s mit dem Leckerli?

Wie hältst Du's mit dem Leckerli?
Magazin Piaffe 1/2017

Für die einen gehört es unbedingt im Pferdealltag dazu, für die anderen kommt es im Training überhaupt nicht in Frage: Leckerlis oder ähnliche Belohnungen für Pferde. Es scheiden sich die Geister, dabei hat jede Seite gute Argumente für sich und schlechte gegenüber der anderen Meinung. Das Geben von Leckerlis ist ein Glaubensbekenntnis geworden, fast ein Religionskrieg. Darum haben wir recherchiert, hinterfragt, Expertenmeinungen eingeholt und alles zusammengetragen.

Grundsätzlich geht es um Belohnung. Das Pferd hat etwas gut gemacht und soll dafür belohnt werden. Die Leistung versüßen. Etwas in Aussicht stellen, wofür es sich lohnt, sich anzustrengen. Das grenzt an Bestechung, an Leistung erkaufen. Oder gibt man nur einen guten Freund so etwas wie ein Küsschen? Damit er uns nichts übelnimmt? Eine Entschuldigung für die gemeinsame Arbeit oder vielleicht sogar eine Absolution dafür, dass man das Pferd hart rannimmt?

Blick zurück in die Geschichte

Früher war es Würfelzucker, den man den Pferden zusteckte. Man weiß gar nicht mehr, woher das kommt, aber vermutlich war Würfelzucker einfach praktisch, den hatte man zuhause, der passte in die Tasche. Das Ausnahmepferd Halla bekam nach ihrem Sieg bei der Olympiade 1956 in Stockholm tonnenweise Würfelzucker von ihren Fans per Post zugeschickt. Auch an der Spanischen Hofreitschule in Wien arbeitet man seit jeher mit Würfelzucker als Futterlob. Die braunen Uniformjacken der Bereiter haben extra eine kleine Tasche für die Zuckerstückchen. Zudem war der Zuckerwürfel bei Alois Podhajsky aber auch der Maßstab für die Verschnallung des Nasenriemens: dieser musste so sitzen, dass das Pferd eine Belohnung aufnehmen kann. Ein Zuckerstück hat etwa 15 mm Kantenlänge und um das zwischen die Pferdezähne zu bekommen, braucht es mindestens den üblichen, zwei Finger breiten Spielraum zwischen Nasenriemen und Nasenrücken.

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Das Erbe des Pferdeflüsterers

Das Erbe des Pferdeflüsterers
Magazin Piaffe 2/2016

Monty Roberts spricht über seine Ziele und seine Kritiker, über seine Arbeit mit Traumata bei Pferden und Menschen und seinen Wunsch für die Zukunft.

81 Jahre ist er mittlerweile alt. Und noch immer auf Tour. Diesmal in der ausverkauften Halle auf dem Haupt- und Landesgestüt Schwaiganger in Bayern. Professionell anmoderiert und von einer Fanfare begleitet betritt Monty Roberts den Roundpen – seine Bühne. Seit 28 Jahren macht er Shows wie diese. Ich finde, es hat sich eigentlich nicht viel verändert zu der ersten Show, die ich gesehen habe: 2002 in München, die mit dem berüchtigten Umbrella- Horse, das panische Angst vor Regenschirmen hatte. Zwischenzeitlich ist Regenschirm-Schrecktraining sogar Bestandteil der GHP.

„Die Arbeit mit den Pferden hat sich enorm verändert in den letzten 30 Jahren“, sagt hingegen Katrin Junker, Instuktorin aus Montys Team. „Züchtungen, Reitweisen, Therapien, Horsemanship und wissenschaftliche Studien beeinflussen und bereichern heute Arbeit mit Pferden.“ Und trotzdem scheinen sich die Probleme nicht zu verändern. In Monty Roberts‘ Demonstrationen gibt es seit Jahrzehnten immer „Starter“, „Spooky“ und „Non-Loader“, also Pferde, die noch keinen Sattel und Reiter kennen, Pferde, die sich vor etwas fürchten und Pferde, die sich nicht verladen lassen.

(...)

Was bringt Pferdebesitzer dazu, ihr Pferd für eine Show anzumelden? Immer wenn sogenannte „Problempferde“ gesucht werden, egal ob für Shows von Monty Roberts oder anderen, für Vorführungen auf der Equitana oder für Demo-Tage in Reitställen, früher oder später erfolgt der Aufschrei. „Wie kann man nur!?!“ Wie kann man sein Pferd nur diesem Stress aussetzen; wie kann man es oder sich nur so zur Schau stellen; warum macht man nicht selber zu Hause einfach gute Pferdearbeit? Ich habe in all den Jahren viele dieser „Problempferde“-Besitzer gesehen, gehört und gesprochen und ich habe die Verzweiflung in ihren Geschichten gespürt. Es ist nicht so, dass sie es sich leicht machen wollen oder ein kostenloses Training ergattern oder selbst im Rampenlicht stehen. Vielmehr sind es Geschichten von Mensch-Tier-Beziehungen, die harmonisch angefangen haben, dann kam ein Problem – plötzlich oder schleichend – und hat ein solches Ausmaß angenommen, dass die meisten dieser Besitzer nach einer Odyssee von Tipps, Trainern und Therapeuten nun in einer Veranstaltung ihr Pferd vorstellen und es ihnen egal ist, wie viele Menschen zuschauen. Oft sagen sie, dies ist die letzte Chance, für sie, für das Pferd oder für beide. Sieht man sich diese Pferde und ihre Probleme dann objektiv an, muss man in der Regel erkennen, dass weder versierte Kappzaum-Arbeit noch geübtes Seilschwingen ausreichen werden, um ein solches Pferd reitbar, handhabbar oder verladbar zu machen. Technik alleine reicht nicht aus, genauso wenig wie Streicheleinheiten oder Leckerlis. Es geht um etwas anderes.

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Du hast es gut bei mir. Ein besonderer Workshop mit Frederic Pignon

Du hast es gut bei mir
Magazin Piaffe 1/2016

Ein kaltes und nebliges Oktoberwochenende in Süddeutschland und trotzdem finden sich fast 100 Besucher in den Oliveira Stabes in Waal ein. Ausgerüstet mit dicken Jacken und Decken breiten sie sich aus und richten sich darauf ein, aufmerksam und hochkonzentriert aufzusaugen was und wer da kommt: Frederic Pignon.

Pferde sind nicht nur sein Beruf sondern seine Berufung. Pferdekünstler, am Boden und auch auf dem Pferd, seine Freiheitsdressur und seine einzigartige Fähigkeit, sich in die Herzen und Gedanken der Pferde hineinzuversetzen, genauso wie die Shows CAVALIA und EQI mit wunderschönen Mischungen aus Musik, Freiarbeit, waghalsigen Aktionen und witzigen Bildern sind sein Spezialgebiet. Nun wird er hier sieben Teilnehmern bei ihrer Arbeit mit ihren Pferden helfen.

Den mutigen Anfang machen Marina Trini und der 15 Jahre alte Friesenwallach Ysbrand, genannt Knödel. Bereits beim Hereinführen stellt Frederic fest, dass keine wirkliche Verbindung zwischen Mensch und Pferd besteht. Knödel gehorcht zwar, möchte aber eigentlich lieber weg, fliehen; er wiehert und antwortet draussen wiehernden Artgenossen. Der Mensch am anderen Ende des Seiles interessiert ihn nur manchmal, nebenbei. Marina hat viele Tipps und gut gemeinte Ratschläge dazu bekommen, die im Endeffekt alle lauten: „Du musst das Pferd unterwerfen. Dominieren. Ihm zeigen wer der Chef ist. Strenger sein. Ungewolltes Verhalten bestrafen.“ Weil das einerseits nicht geklappt hat und sie andererseits auch irgendwie weiß, dass das nicht die Lösung sein kann, ist sie jetzt hier bei Frederic Pignon im Workshop. „Du hast die Wahl“, sagt der ihr, „die Wahl zwischen Unterwerfung oder Verbindung“ und dass es hier jetzt um Verbindung geht ist ganz klar. Dass auch da einige Regeln aufgestellt werden müssen, ist keine Frage. Das Pferd muss den persönlichen Raum des Menschen respektieren und einhalten, darf nicht rempeln, drohen oder beißen. Das sind grundlegende Normen im Zusammensein – egal ob mit Pferd oder Mensch, das ist keine Unterwerfung.

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