Die Gretchenfrage: Wie hältst Du’s mit dem Leckerli?

Wie hältst Du's mit dem Leckerli?
Magazin Piaffe 1/2017

Für die einen gehört es unbedingt im Pferdealltag dazu, für die anderen kommt es im Training überhaupt nicht in Frage: Leckerlis oder ähnliche Belohnungen für Pferde. Es scheiden sich die Geister, dabei hat jede Seite gute Argumente für sich und schlechte gegenüber der anderen Meinung. Das Geben von Leckerlis ist ein Glaubensbekenntnis geworden, fast ein Religionskrieg. Darum haben wir recherchiert, hinterfragt, Expertenmeinungen eingeholt und alles zusammengetragen.

Grundsätzlich geht es um Belohnung. Das Pferd hat etwas gut gemacht und soll dafür belohnt werden. Die Leistung versüßen. Etwas in Aussicht stellen, wofür es sich lohnt, sich anzustrengen. Das grenzt an Bestechung, an Leistung erkaufen. Oder gibt man nur einen guten Freund so etwas wie ein Küsschen? Damit er uns nichts übelnimmt? Eine Entschuldigung für die gemeinsame Arbeit oder vielleicht sogar eine Absolution dafür, dass man das Pferd hart rannimmt?

Blick zurück in die Geschichte

Früher war es Würfelzucker, den man den Pferden zusteckte. Man weiß gar nicht mehr, woher das kommt, aber vermutlich war Würfelzucker einfach praktisch, den hatte man zuhause, der passte in die Tasche. Das Ausnahmepferd Halla bekam nach ihrem Sieg bei der Olympiade 1956 in Stockholm tonnenweise Würfelzucker von ihren Fans per Post zugeschickt. Auch an der Spanischen Hofreitschule in Wien arbeitet man seit jeher mit Würfelzucker als Futterlob. Die braunen Uniformjacken der Bereiter haben extra eine kleine Tasche für die Zuckerstückchen. Zudem war der Zuckerwürfel bei Alois Podhajsky aber auch der Maßstab für die Verschnallung des Nasenriemens: dieser musste so sitzen, dass das Pferd eine Belohnung aufnehmen kann. Ein Zuckerstück hat etwa 15 mm Kantenlänge und um das zwischen die Pferdezähne zu bekommen, braucht es mindestens den üblichen, zwei Finger breiten Spielraum zwischen Nasenriemen und Nasenrücken.

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